Serie über buddhistische Prinzipien – Ein Wegweiser für die Yoga-Praxis
Diese Artikelserie beleuchtet zentrale buddhistische Prinzipien und ihre Verbindung zur Yoga-Praxis. Mitgefühl (Karuna), Achtsamkeit (Sati), Nicht-Anhaftung (Vairagya) und Gleichmut (Upekkha) sind tiefgreifende Konzepte, die uns helfen, sowohl auf als auch neben der Matte ein bewussteres, friedvolleres und erfüllteres Leben zu führen. Im Folgenden findest du die ersten vier Teile der Serie in einem zusammenhängenden Text:
Teil 1 – Mitgefühl (Karuna): Freundlichkeit mit uns selbst und anderen
Mitgefühl bedeutet, das Leiden anderer wahrzunehmen und aktiv zu handeln, um es zu lindern. Doch oft vergessen wir, dass echtes Mitgefühl bei uns selbst beginnt. Wie oft gehen wir mit uns selbst zu hart ins Gericht – sei es bei der Yoga-Praxis oder im Alltag?
Mitgefühl in der Yoga-Praxis kultivieren:
• Sanftheit statt Selbstkritik: Wenn eine Pose heute nicht gelingt, akzeptiere es liebevoll. Jeder Tag ist anders.
• Bewusst atmen: Wenn du in einer herausfordernden Asana bist, atme bewusst Mitgefühl ein – für dich selbst und andere.
• Metta-Meditation: Übe die Praxis der liebenden Güte, indem du positive Wünsche an dich selbst und andere richtest (z. B. "Möge ich glücklich und gesund sein").
Mitgefühl lässt uns nicht nur sanfter mit uns selbst umgehen, sondern vertieft auch unsere Verbindung zu anderen. Im Yoga lernen wir, dass die Trennung zwischen uns und der Welt eine Illusion ist – Mitgefühl baut Brücken zwischen Menschen.
Fazit: Mitgefühl ist mehr als ein Ideal – es ist eine bewusste Praxis. Indem wir uns selbst und anderen mit Güte begegnen, erschaffen wir eine friedvollere und liebevollere Welt.
Teil 2 – Achtsamkeit (Sati): Die Kunst, ganz im Moment zu sein
Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Moment mit voller Aufmerksamkeit wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Dieses Prinzip ist die Essenz von Yoga – denn jede Asana, jeder Atemzug und jede Bewegung kann zu einer Form der Meditation werden.
Achtsamkeit auf der Matte und im Alltag:
• Langsame, bewusste Bewegungen: Spüre jede Asana vollständig, anstatt gedanklich schon bei der nächsten zu sein.
• Präsenz im Atem: Nutze den Atem als Anker für den Moment. Wenn dein Geist abschweift, kehre sanft zur Atmung zurück.
• Achtsamkeit im Alltag: Sei ganz da, wenn du isst, gehst oder mit anderen sprichst. Multitasking ist der Feind der Achtsamkeit.
Achtsamkeit ermöglicht es uns, unser Leben intensiver zu erfahren und stressige Gedankenmuster zu durchbrechen. Yoga und Achtsamkeit sind perfekte Partner auf dem Weg ins Hier und Jetzt.
Fazit: Achtsamkeit ist keine Technik, sondern eine Lebensweise. Sie verbindet uns tiefer mit uns selbst und der Welt um uns herum.
Teil 3 – Nicht-Anhaftung (Vairagya): Die Kunst des Loslassens
Nicht-Anhaftung bedeutet, sich nicht an Dinge, Gedanken oder Emotionen zu klammern. Oft identifizieren wir uns mit unseren Erfolgen, Misserfolgen oder materiellen Besitztümern. Doch wahres Glück entsteht nicht durch das Festhalten, sondern durch das Loslassen.
Nicht-Anhaftung in der Yoga-Praxis:
• Erwartungen loslassen: Jeder Tag ist anders – erlaube dir, ohne Druck zu praktizieren.
• Gedanken ziehen lassen: Während der Meditation wirst du Gedanken bemerken – lasse sie wie Wolken am Himmel vorbeiziehen.
• Widerstände akzeptieren: Manche Asanas oder Lebensphasen sind herausfordernd. Nimm sie an und gehe weiter.
Nicht-Anhaftung im Alltag:
• Emotionale Distanz: Fühle deine Emotionen, aber lasse sie nicht dein Handeln bestimmen.
• Besitz loslassen: Minimalismus als Praxis – weniger Anhaftung, mehr innere Freiheit.
• Fehler vergeben: Vergebung schafft Raum für Wachstum und Frieden.
Fazit: Vairagya lehrt uns, dass Freiheit im Loslassen liegt. Wenn wir Erwartungen, Muster oder Besitztümer loslassen, entsteht Raum für ein bewussteres Leben.
Teil 4 – Gleichmut (Upekkha): Die innere Balance finden
Gleichmut bedeutet, inmitten aller Höhen und Tiefen des Lebens eine ruhige und gefasste Haltung zu bewahren. Freude und Erfolg beflügeln uns, während Misserfolg und Verlust uns herunterziehen. Doch Gleichmut hilft uns, zentriert und gelassen zu bleiben.
Gleichmut in der Yoga-Praxis:
• Den Moment akzeptieren: Egal, ob eine Asana heute gelingt oder nicht – bleibe im Jetzt.
• Neutralität bewahren: Spüre die Empfindungen deines Körpers, ohne sie zu bewerten.
• Atem als Anker: Nutze bewusste Atmung, um dich im Gleichgewicht zu halten.
Gleichmut im Alltag:
• Gelassenheit üben: Nicht jede Herausforderung verlangt eine emotionale Reaktion.
• Erwartungen loslassen: Das Leben verläuft selten nach Plan – Annehmen bringt Frieden.
• Ruhe im Umgang mit anderen: Ob Lob oder Kritik – bleibe in deiner Mitte.
Fazit: Gleichmut ist die Fähigkeit, mit dem Leben zu fließen, ohne von seinen Wellen mitgerissen zu werden. Diese innere Stabilität ist eine Kraftquelle für den Alltag.

Lisa Susu Hahn ist zertifizierte Yogalehrerin und Entspannungstrainerin in Berlin, spezialisiert auf Yin Yoga, Stressmanagement und Achtsamkeit. Sie unterrichtet wöchentliche Yoga-Klassen, gibt Workshops und Day Retreats. Die ehemalige Tageszeitungsredakteurin arbeitet außerdem als Videografin für Yoga.
Website: www.susuyoga.de
Instagram: @lisasusuhahn
Kontakt: kontakt@susuyoga.de