Welche Yoga-Stile gibt es? – Teil 3

Es gibt zahlreiche Yoga-Stile, die weltweit praktiziert werden. Jeder Stil hat seinen eigenen einzigartigen Ansatz und Schwerpunkt. Wir stellen nach und nach die beliebtesten Yoga-Stile ausführlich vor. In diesem Teil:

• Anusara Yoga
• Pränatal Yoga
• Jivamukti Yoga

Anusara Yoga ist ein moderner Yoga-Stil, der in den späten 1990er Jahren von dem amerikanischen Yogalehrer John Friend entwickelt wurde. Der Begriff "Anusara" stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "den Fluss mit Anmut folgen" oder "im Einklang mit dem Herzen“. John Friend war in eine Reihe von Kontroversen verwickelt, die zu seinem Rücktritt als Führungsfigur von Anusara Yoga führten.

Diese Vorfälle führten zu einem großen Bruch innerhalb der Anusara-Yogagemeinschaft und zur Abspaltung vieler Lehrer und Praktizierender von John Friend und dem Anusara-Yogaverband. Viele Lehrer und Schüler entschieden sich, den Stil unabhängig von seiner Führung fortzuführen und ihre eigene Version von Anusara Yoga zu entwickeln.

Anusara Yoga basiert auf dem Prinzip des "Universalen Ausrichtungsgrundsatzes", der eine genaue Ausrichtung des Körpers in den Haltungen betont, um Verletzungen vorzubeugen und den Fluss der Energie im Körper zu optimieren. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch eine innere Essenz hat, die voller Freude und Liebe ist, und dass das Ausrichten des Körpers in Einklang mit dieser Essenz zu einem tiefen spirituellen Erleben führt.

Die Praxis von Anusara Yoga umfasst eine Kombination aus körperlichen Haltungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama), Meditation und Philosophie. Die Haltungen werden mit bewusster Absicht und positiver Einstellung ausgeführt. Die Ausrichtungsprinzipien betonen das Öffnen des Herzens, das Ausrichten von Knochen und Gelenken, die Stärkung der Körperkerne und das Erreichen eines dynamischen Gleichgewichts zwischen Stabilität und Leichtigkeit.

Ein weiteres Merkmal von Anusara Yoga ist die Betonung der Gemeinschaft und des gegenseitigen Supports. Die Lehrer ermutigen die Schüler, ihre individuellen Ausdrücke der Haltungen zu finden und sich mit anderen zu verbinden.

Anusara Yoga wurde für seine herzöffnenden und spirituellen Aspekte bekannt. Es ist ein kreativer und dynamischer Yoga-Stil, der die physische Kraft, Flexibilität und Ausdauer entwickelt und gleichzeitig den Geist und das Herz öffnet. Es ist für Menschen aller Fitnessniveaus zugänglich, da die Haltungen an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst werden können. Eine Matte mit gutem Griff und zwei Blöcke sind für diesen Stil empfehlenswert.

Pränatal Yoga ist eine speziell auf Schwangere zugeschnittene Form des Yoga. Es konzentriert sich darauf, den Körper während der Schwangerschaft zu stärken, Flexibilität zu fördern, den Atem zu vertiefen und Stress abzubauen. Pränatal Yoga bietet körperliche und geistige Vorteile und kann dabei helfen, sich auf die Geburt vorzubereiten. Die Praxis des Pränatal Yoga beinhaltet sanfte und sichere Yoga-Haltungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama), Meditation und Entspannungstechniken. Die Haltungen werden an die Bedürfnisse und Einschränkungen schwangerer Frauen angepasst. Es werden häufig Modifikationen und Unterstützungshilfsmittel wie Kissen, Gurte oder Blöcke verwendet, um den Komfort und die Sicherheit der werdenden Mutter zu gewährleisten.

Die Vorteile von Pränatal Yoga umfassen:

1. Körperliche Stärkung: Pränatal Yoga hilft dabei, die Muskeln zu stärken, insbesondere im Beckenbereich, um den wachsenden Bauch zu unterstützen. Es kann auch dazu beitragen, Rückenschmerzen und Verspannungen zu lindern.
2. Flexibilität und Körperbewusstsein: Die sanften Dehnungen und Bewegungen im Pränatal Yoga helfen dabei, die Flexibilität zu erhalten und das Körperbewusstsein zu verbessern. Dies kann während der Schwangerschaft, bei Veränderungen des Körpergewichts und der Haltung, besonders hilfreich sein.
3. Atemtechniken und Entspannung: Pränatal Yoga lehrt Atemübungen, die helfen, Spannungen abzubauen und den Geist zu beruhigen. Entspannungstechniken fördern die Ruhe und das Wohlbefinden.
4. Vorbereitung auf die Geburt: Pränatal Yoga kann Frauen dabei unterstützen, sich auf die Geburt vorzubereiten, indem es ihnen hilft, Vertrauen in ihren Körper und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Es fördert eine positive Einstellung zur Schwangerschaft und Geburt.

Es ist wichtig, dass schwangere Frauen vor Beginn einer Pränatal-Yogapraxis ihren Arzt oder ihre Hebamme konsultieren, insbesondere wenn sie Vorerkrankungen oder spezifische Bedenken haben. Durch die Teilnahme an speziell für Schwangere konzipierten Yogakursen können Frauen unter der Anleitung eines erfahrenen Pränatal-Yogalehrers eine sichere und unterstützende Umgebung für ihre Yoga-Praxis finden.

Jivamukti Yoga ist ein moderner Yoga-Stil, der in den 1980er Jahren von Sharon Gannon und David Life entwickelt wurde. Der Name "Jivamukti" setzt sich aus den Sanskrit-Wörtern "Jiva" (individuelles Selbst) und "Mukti" (Befreiung) zusammen und steht für die Befreiung des individuellen Selbst durch Yoga.

Jivamukti Yoga verbindet körperliche Haltungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama), Meditation, Ethik und philosophische Konzepte zu einer ganzheitlichen Praxis. Es kombiniert körperliche Herausforderung mit spirituellen und philosophischen Elementen, um Körper, Geist und Seele zu transformieren.

Einige Merkmale von Jivamukti Yoga sind:

1. Körperliche Praxis: Jivamukti Yoga beinhaltet eine dynamische und fließende Abfolge von Haltungen, die Kraft, Ausdauer, Flexibilität und Gleichgewicht entwickeln. Es gibt auch eine Betonung der Umkehrhaltungen und fortgeschrittener Haltungen.
2. Musik und Mantras: Jivamukti Yoga verwendet häufig Musik während der Yogapraxis, um die Atmosphäre zu gestalten und den Fluss der Bewegungen zu unterstützen. Mantras (heilige Silben oder Worte) werden ebenfalls verwendet, um einen meditativen Zustand zu fördern.
3. Ethik und Philosophie: Jivamukti Yoga basiert auf den Prinzipien des Yoga-Sutras von Patanjali, den fünf Yamas (ethische Prinzipien) und den fünf Niyamas (Selbstbeobachtungsprinzipien). Die ethischen Richtlinien umfassen Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nichthabsucht, sexuelle Enthaltsamkeit und Nichtverletzung. Es wird auch Wert auf den Respekt vor der Natur und allen Lebewesen gelegt.
4. Achtsamkeit und Meditation: Jivamukti Yoga fördert Achtsamkeit und Meditation als Wege zur Selbsterkenntnis und spirituellen Entwicklung. Meditationstechniken werden in die Yogapraxis integriert, um den Geist zu beruhigen und die Konzentration zu stärken.

Jivamukti Yoga ist sowohl körperlich anspruchsvoll als auch geistig inspirierend. Es ist für Menschen aller Fitnessniveaus zugänglich, da die Haltungen modifiziert und an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Jivamukti Yoga ist auch bekannt für seinen Fokus auf Tierrechte, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit, und viele Jivamukti-Yogastudios und -lehrer*innen ernähren sich vegan, unterstützen verschiedene wohltätige Organisationen und soziale Projekte. An Hilfsmitteln eignen sich eine Yogamatte mit sehr gutem Griff und Yoga-Blöcke.

Im ersten Teil der Yoga Stile Serie hatten wir Hatha, Vinyasa und Ashtanga Yoga vorgestellt. Hier im zweite Teil kannst du mehr über Yin Yoga, Kundalini Yoga und Iyengar Yoga erfahren.

Lisa Susu Hahn ist zertifizierte Yogalehrerin und Entspannungstrainerin in Berlin, spezialisiert auf Yin Yoga, Stressmanagement und Achtsamkeit. Sie unterrichtet wöchentliche Yoga-Klassen, gibt Workshops und Day Retreats. Die ehemalige Tageszeitungsredakteurin arbeitet außerdem als Videografin für Yoga.


Website: www.susuyoga.de
Instagram: @lisasusuhahn
Kontakt: kontakt@susuyoga.de